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Ein Teil ist uns bewusst, ein anderer sehr viel grösserer Teil ruht unbewusst und unerforscht in uns. Zum bewussten Teil gehören die Wünsche nach befriedigenden, erfüllenden Beziehungen. Wir möchten erfahren, dass wir unsere Fähigkeiten kompetent einsetzten und freie Entscheidungen treffen können. Jeder Mensch sehnt sich nach Freiheit, Frieden und der Fähigkeit zu lieben und sich geliebt zu fühlen. Das sind Bedürfnisse, die jeder Mensch hat und deren Befriedigung den Kern dessen darstellt, was die «Kunst des Lebens» genannt werden könnte. Nebst diesem Anliegen möchten wir uns als Teil eines grösseren Ganzen erfahren.

Erst wenn beide Anliegen – nach Individualität und Autonomie einerseits und nach Eins-sein, Liebe und Hingabe an das grössere Ganze andererseits – als Bedürfnis erfüllt und zum Ausdruck gebracht werden kann, wird es möglich sein, der eigenen wahren Natur näher zu kommen. Psychosynthese wirkt darin unterstützend, dich deinen Zielen näher zu bringen.

Der erste Schritt einer Arbeit mit den Teilpersönlichkeiten ist auf eine gewisse Selbsterkenntnis ausgerichtet, um sich in der eigenen inneren Welt vertrauensvoll zu bewegen.  Dazu ist es zunächst einmal bedeutend, sich mit diesem vielfältigen inneren Universum auseinander zu setzten. Dabei kann eine überraschende Entdeckung gemacht werden; wir sind eine Mischung aus häufig miteinander im Widerspruch stehenden, sich immer wieder verändernden Eigenschaften. Diese Anteile bezeichnen wir in der Psychosynthese als Teilpersönlichkeiten. In der inneren Welt wird dies wie ein sich „hin- und hergerissen zu fühlen“, erlebt, zwischen den jeweiligen Bedürfnissen und vor allem zwischen den verschiedenen Rollen, die wir in unserem Alltag haben. Die verschiedenen Erwartungen liegen in ständigem Widerstreit miteinander und versetzten uns oft in Aufruhr, unter Druck, sogar in Panik.

Die Arbeit mit den „Teilpersönlichkeiten“ führt zu einem Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und schafft Klarheit. Sie ermöglicht die zahlreichen Facetten der eigenen Vielfalt zu entdecken und zu einem schöpferischen Ganzen als Persönlichkeit zusammen zu führen.

Der Prozess der Selbsterkenntnis kann angegangen werden, ohne sich einem Labyrinth endloser Detailanalysen verlieren zu müssen. Es kann wahrgenommen werden, dass wir in einer Vielfalt von mehr oder weniger bewussten Facetten, Rollen oder Haltungen identifiziert sind und zwar teilweise so ausschliesslich, dass die übrigen Aspekte unserer Persönlichkeit vergessen oder unterdrückt werden. Auf der Suche nach unserer Identität, scheint es manchmal so, als hätten wir den Zugang zu unserem Potenzial verlegt oder irgendwo verloren. Wir verlieren leicht unser Gleichgewicht, Energien sind blockiert und können emotionale und psychische Schmerzen verursachen.

Es ist möglich sich bewusst von den verschiedenen Rollen und den damit beherrschenden Impulsen, zu desidentifizieren. Diese Abgrenzung ist erfahrbar, als würden wir einen Schritt zurück treten in eine Art innerräumliche Distanz, in der es möglich wird, das wahre «Ich», als das Zentrum zu entdecken. Wenn diese Erfahrung des Zentriert-seins erlebt wird, vermittelt dass einen klaren Eindruck innerer Freiheit, lässt uns wahrnehmen, wer wir wirklich sind, eröffnet grenzenlose Möglichkeiten – und weckt Freude – einer der schönsten Götterfunken.

Selbsterkenntnis, die in dem Bewusstsein und der Wahrnehmung des inneren Zentrums gipfelt, ist ein wichtiger Schritt in der persönlichen Entwicklung des Menschen. Wie leicht und schön wäre das Leben, wenn sich Komplexe und Muster durch blosses Erkennen und Verstehen so ohne weiteres vertreiben liesse! Wenn also eine tiefgreifende, gründliche Selbsterkenntnis nicht ausreicht, um eine anhaltende Veränderung herbei zu führen, ist offensichtlich ein weiterer Schritt erforderlich, der uns zu dem zentralen Prinzip der Psychosynthese führt – zu der Entdeckung und dem Gebrauch des Willens.

Psychosynthese versteht den Willen als Spektrum von Eigenschaften, dynamischen Kräften, die eine grundlegende Voraussetzung für geistige Gesundheit bildet. Unsere Willenskraft ist in jeder Alltagshandlung genauso enthalten, wie in einer besonderen mutigen Tat, liegt jeder Entscheidung zugrunde, zeigt sich in unseren geistigen und psychischen Aktivitäten, hat je nach Anwendung einen starken, einen geschickten oder guten Aspekt. Im besten Fall sind jedem Willensausdruck alle Aspekte enthalten, wodurch wir befähigt werden zu wählen, zu bestimmen, auslösender zu sein und zum Wohl aller verantwortlich zu handeln.

Menschen sind wollende Wesen und wenn der Wille tatsächlich als die zentrale Ausdrucksform erkannt wird, ist er der Schlüssel zur Freiheit und Autonomie. Die (Wieder-) Entdeckung des Willens und die Fähigkeit, selber Ursache zu sein, füllt Bereiche der Seele auf, in die sonst Depression und Verwirrung eindringen können!

In kostbaren, zumeist jedoch seltenen Augenblicken kann der Mensch Zugang zu verheissungsvollen Wirklichkeiten jenseits der Alltagswahrnehmung erlangen. Wenn eine solche Erfahrung «geschenkt» wird, erleben wir ein plötzliches tiefes Verständnis für Sinn, Bedeutung und Absicht des Lebens und erkennen Einheit mit allen Wesen. Sie erhalten in die Zusammenhänge des Universums einen besonders intensiven Durchbruch ihrer Kreativität. Das sind jene Momente in denen für kurze Zeit die Begrenzung der Individualität transzendiert und ein Verständnis für eine grössere Dimension, eine universale Wirklichkeit gewonnen wird. Quelle und Ursprung dieses höheren Bewusstsein ist die Instanz, die das wahre Selbst genannt werden kann, die Essenz all dessen, was wir Menschen als Potenzial in uns tragen. Die Psychosynthese widmet den Aspekt der transpersonalen Dimension besondere Aufmerksamkeit.

«wenn wir den Zugang zu dieser Dimension in uns finden, wird Kontakt hergestellt zu den wahren Qualitäten des Seins wie Weisheit, Liebe, Schönheit, Intuition, Kreativität, Hingabe und dem Wissen um den tieferen Sinn des Lebens».

«du findest deine eigene unerschöpfliche Quelle, den Ort in dir, wo du inneren Frieden empfindest… – diese Verbindung mit der Ur-Quelle allen SEINS, der altruistischen Liebe und Hingabe an etwas grösseres – schenkt dir Bewusstsein über dein wahres Wesen, über Gott und die Welt und das Universum».

Besonders wichtig ist zu beachten, dass die Anwendungen, die darauf ausgerichtet sind diese Energien in Verbundenheit zu fördern, eine gründliche Integration in das Alltagsleben erfährt, d.h. eine stabile Verankerung ins Hier & Jetzt passiert!

Als Mensch streben wir nach Autonomie, die in dem Bedürfnis manifestiert wird, sich von anderen zu unterscheiden, ein Mensch mit einer einzigartigen Identität zu werden. Autonomie wird möglich, wenn wir uns von früheren Konditionierungen befreien und in den Besitz unserer Fähigkeiten gelangen. Und schliesslich geht es um die Fähigkeit, sich auf jene tiefen und umfassenden Beziehungen einzulassen, die frei sind von eigennützigen Motiven, Erwartungen und Aengsten. Darüber hinaus müssen wir uns unserer globalen aktuellen Verantwortung bewusst werden.

Das innere Streben nach Synthese ist dem Mensch angeboren. Wenn verschiedene Elemente des Seins miteinander in Konflikt liegen, wird wahrnehmbar, dass die Energien blockiert werden. Diese Blockierungen können sehr viele psychische und emotionale Schmerzen verursachen und sich auf der Körperebene manifestieren. Wenn jedoch eine Synthese aus zwei oder mehr Teilen der Persönlichkeit stattfindet, wird Energie freigesetzt und wir erleben tiefes Wohlempfinden. Wird durch die Synthese ein Konflikt gelöst und die Blockierung aufgehoben, steht die Energie wieder zur Verfügung.

Verletzungen und schmerzvolle Erlebnisse können durch diesen Transformationsprozess geheilt werden und uns tiefes Verständnis unserer Existenz vor Augen führen.